Berlin war nicht nur die Hauptstadt des „Dritten Reichs“, sondern auch ein Zentrum der NS-Zwangsarbeit. Eine halbe Million Männer, Frauen und Kinder mussten in Berliner Fabriken, Dienststellen und Haushalten arbeiten – so viele wie in keiner anderen Stadt Europas. Unter ihnen waren über 380.000 zivile Arbeitskräfte, über 70.000 Kriegsgefangene, rund 10.000 KZ-Häftlinge und – bis zu ihrer Deportation – über 20.000 Berliner Jüdinnen und Juden.
Die meisten Zwangsarbeiter*innen arbeiteten in der Rüstungsproduktion, viele aber auch bei Bahn und Post, in Handwerksbetrieben oder Kirchengemeinden. Aus der „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt, lebten sie mitten unter den Berlinern in über 3.000 Unterkünften: Barackenlagern und Gaststätten, Schulen und Kohlenkellern.
Polizei, Wehrmacht, Arbeitsamt, Werkschutz und SS unterwarfen die Zwangsarbeiter*innen einer strengen, rassistisch-bürokratischen Kontrolle. Nord- und Westeuropäer*innen standen dabei am oberen, Osteuropäer*innen und Jüd*innen am unteren Ende der nationalsozialistischen Rassenhierarchie.
Die überwiegend jungen Zwangsarbeiter*innen bekamen durch die schwere Arbeit, den Hunger und die schlechte Hygiene häufig Krankheiten, vor allem Tuberkulose und Typhus. Den zunehmenden Bombenangriffen waren sie schutzlos ausgesetzt, da sie oft keine Bunker aufsuchen durften. Über 10.000 Zwangsarbeiter*innen sind in Berlin begraben.
Zum Weiterlesen:
- Cord Pagenstecher, Marc Buggeln, Zwangsarbeit, in: Berlin 1933 – 1945, hg. v. Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller, München 2013, S. 127-142
- Zwangsarbeit in Berlin 1938-1945. Begleitband zur Ausstellung, hg. v. Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen, Berlin 2003
- Zwangsarbeit in Berlin 1940 – 1945. Erinnerungsberichte aus Polen, der Ukraine und Weißrußland, hg. v. d. Berliner Geschichtswerkstatt, Erfurt 2000
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